„Wer sich auf diese Reise begibt, wird mit Inspiration reich belohnt.“

Nur keine Angst: Gamechanger Audio Auto Delay im Test

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(Bild: Dieter Stork)

LOS GEHT‘S

So, nun zum eigentlichen Herz des Pedals: der Veränderung der Delays mittels „Dynamics“ und „Pitch“. Diese beiden Einstellmöglichkeiten sowie ihre Unterfunktionen werden dann aktiv, wenn man die Patchkabel nutzt. Deren Aufgabe wird im Handbuch leider sehr umständlich beschrieben und ich brauchte einige Zeit, um sie zu verstehen.

Ohne die Patchkabel lässt sich das Auto Delay wie ein gewöhnliches Delay nutzen und einstellen. Doch damit wären seine Möglichkeiten „verschenkt“. Denn mit den Patchkabeln lassen sich die Delays je nach Einstellung verändern – und zwar mittels vorher gesetzter Schwellenwerte.

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Diese „setzt“ man mit der Gitarre (oder einer anderen Soundquelle). Dafür muss man den unter dem jeweiligen Poti liegenden Fußschalter gedrückt halten und den gewünschten Schwellenwert „einspielen“ (eine „Desktop-Anwendung“ ist das Pedal also nur bedingt, man braucht Hände und Füße).

„Dynamics“ nimmt dabei die Anschlagsintensität des Spiels auf. „Pitch“ dagegen eine bestimmte Tonhöhe oder ein Tonspektrum.

Einmal gesetzt, kann man mit den Potis einstellen, was mit dem Instrumentensignal geschieht. „Dynamics“ auf links gedreht: Spielt man härter, setzt die gewünschte Abänderung des Delays ein. Auf rechts gedreht erfolgt die dynamische Anpassung, wenn man softer spielt.

Ähnlich verhält es sich mit dem Pitch-Poti: Hier spielt man zunächst einen Ton – zum Beispiel ein hohes „E“. Dieser wird vom Pedal nun als Referenzpunkt angenommen.

Steht das Poti auf links, ertönen die veränderten Delays, wenn man tiefere Töne spielt. Steht es rechts, hört man nur dann veränderte Delays, wenn man über dem Referenzton spielt. Dasselbe geht auch mit Ton-„Bereichen“.

Die jeweiligen Referenzpunkte werden in der Mitte von zwei LED-Bahnen angezeigt. Beim Spielen sausen die Lichter lustig auf und nieder und zeigen an, ob man gerade den Schwellenwert über- oder unterschreitet.

Diese Bedienung erfordert logischerweise eine kurze Spielpause – denn der Schwellenwert will ja stumm „eingespielt“ werden. Das muss bei einem etwaigen Live-Einsatz also mitbedacht werden.

Was macht man nun mit den Patchkabeln? Ich versuche, es so einfach wie möglich zu erklären:

Mit denen bestimmt man, auf welchen Delay-Parameter (Level, Repeats, Tone, Time) die dynamische Anpassung erfolgt. Bis zu vier (jeweils 2x Dynamics und Pitch) können dabei getriggert werden.

Konkret heißt das zum Beispiel: Ich kann einstellen, ob ein härterer Anschlag das Delay verlangsamt, leiser macht, dumpfer macht, schneller macht usw. Mittels Pitch kann ich meine gespielte Tonhöhe bestimmen lassen, ob tiefere oder höhere Töne die Wiederholungen des Delays verändern, es langsamer oder leiser machen etc. Und … ich kann das alles miteinander kombinieren! Die kleinen Potis unter den großen regeln dabei die Effektstärke.

Im Kern habe ich damit das Auto Delay zusammengefasst – es gibt noch mehr Funktionen, deren haarkleine Auflistung hier aber den Rahmen sprengen würde.

Was stellt man nun damit an? Das wird anhand von Beispielen wohl am ehesten klar: Vielleicht möchte ich, dass die Delay-Wiederholungen nur erklingen, wenn ich sehr weit oben auf dem Griffbrett rumfiedle – bei tieferen Tönen, zum Beispiel Rhythmus-Parts im Song, soll das Signal aber komplett trocken ertönen. Kein Problem mit dem Auto Delay. Oder ich will, dass die Delays schneller werden, wenn ich einen bestimmten Ton sehr hart anreiße – auch das ist problemlos möglich. Oder die Delays sollen nicht nur schneller, sondern auch lauter werden – auch das geht. Ich kann sogar einstellen, wie schnell das geschieht und wie stark es hörbar ist. Die Möglichkeiten sind so mannigfaltig, dass einem ganz schwummrig wird.

Und dieser Effekt stellt sich auch auf den Spieler erstmal so ein – denn das Auto Delay spielt sich so ungewöhnlich, wie es konzipiert ist. Ein ums andere Mal entsteht vorerst Chaos. Erst mit der Zeit stellen sich das Verständnis und damit auch die gewünschten Ergebnisse ein.

RESÜMEE

Ich gestehe, dass mich das Auto Pedal ob seiner nicht sofort verständlichen Funktionen und Flut an Einstellmöglichkeiten erstmal überfordert, ja verängstigt hat. Das Pedal braucht definitiv Einarbeitungszeit und ein Grundverständnis der Funktionen.

Das Handbuch hilft dabei nur bedingt. Für Menschen mit geringer Aufmerksamkeitsspanne und Freunde von „Plug and Play“ fällt eine Empfehlung schwer.

Zudem stellt sich die Frage nach dem Einsatzbereich. Live dürfte es vor allem im Verbund mit MIDI nutzbar sein – es sei denn, man nutzt es für genau einen Sound und muss es nicht zwischen den Songs (oder gar im Song) umstellen. Das Gefummel an den Reglern erfordert ja schon bei anderen Delays Nerven aus Stahl – man stelle sich vor, auf der Bühne auch noch mit den Patchkabeln zu hantieren … Dazu kommt, dass man für das Setzen der Schwellenwerte eine Spielpause machen und in dieser sehr präzise „einspielen“ muss, um das gewünschte Resultat erklingen zu lassen. Für mich ist das in der Hitze des Live-Gefechts schwer vorstellbar.

Im Studio oder zu Hause hat man dagegen die nötige Zeit und Muse, um Sounds zu kreieren – und die lassen sich auch nicht unbedingt so einfach mit Plug-ins in der DAW zusammenstückeln. Hier spielt das Auto Pedal klar seine Einzigartigkeit aus – nämlich die dynamische Veränderung der Wiederholungen. Angesichts des Gesamtpakets an Features und Einstellmöglichkeiten ist der Preis dieser Wunderkiste ehrlich gesagt sensationell – wer sich auf diese Reise begibt, wird mit Inspiration reich belohnt.

PLUS

  • Toller Klang
  • Verarbeitung
  • Einzigartiges Konzept
  • Einstellmöglichkeiten
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

MINUS

  • Handbuch schwer verständlich
  • Einarbeitungszeit


(erschienen in Gitarre & Bass 05/2025)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Was für ein Apparatus … und ist es nicht auch so, dass die beiden anderen Pedale ebenfalls miteingebunden werden können, mit den Patchkabeln?

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